Wolf und Pferd – schwierige Koexistenz

Pferdeland Niedersachsen GmbH

(Quelle: Oldenburger International, Ausgabe 05/2019)

Es ist eingetreten, was viele befürchtet haben: Wölfe haben in den
letzten Monaten wiederholt auch Pferde und Ponys angegriffen.
Dabei hatten uns doch die Naturschützer hoch und heilig
versichert, dass das Pferd nicht auf der Speiseliste des Wolfes
stehe!

Die Pferdeland Niedersachsen GmbH hat sich als gemeinsame
Interessenvertretung der Pferdezucht- und -sportverbände
in Niedersachsen (und damit auch der Oldenburger Verbände)
von Beginn an mit der Wolfsproblematik befasst. Sie vertritt die
Belange der Pferdehalter in dieser Sache gegenüber der Politik
und den Naturschutzverbänden. OLDENBURGERinternational
unterhielt sich deshalb mit der designierten Geschäftsführerin Alexandra
Duesmann über das Thema „Wolf und Pferd“.
Wie kann der Pferdehalter seine Pferde vor dem Wolf schützen? Welche
Maßnahmen sind hilfreich bzw. werden empfohlen?
Alexandra Duesmann: „Auf der Weide stehende Pferde vor Wolfsangriffen
zu schützen ist relativ schwer. Zwar gibt der Herdenverbund
Schutz für die Tiere, allerdings muss man immer berücksichtigen, dass
Pferde Fluchttiere sind. Deshalb ist zu befürchten, dass sie bei einem
Wolfsangriff, vielleicht auch schon beim bloßen Auftauchen des
Wolfes an einer Pferdeweide, mit Panik reagieren und sich daraus
verheerende Unfälle ergeben können.
Das Aufstallen der Tiere bei Nacht ist als Lösung nicht praktikabel, da
man nicht immer jede Pferdeherde jeden Abend in den Stall
verbringen kann. Und die Pferde ganz im Stall zu belassen, ist aus
Tierschutzgründen abzulehnen.
Man kann mit einer aufwändigen Einzäunung versuchen, den Pferden
besseren Schutz zu bieten. Sichere Weidezäune werden z.B. in der
AID Broschüre „sichere Weidezäune“ beschrieben. Solche Zäune
bedeuten erhebliche Mehrkosten und sind oft nicht realisierbar. Das
Land fördert zwar den Zaunbau, doch es werden nur die Materialkosten
und nicht die Arbeits- bzw. Erstellungskosten übernommen.
Eine weitere Schutzmaßnahme sind ausgebildete Herdenschutzhunde
aus speziellen Zuchten. Diese Hunde kennen wir aus der Schafhaltung
und werden vereinzelt auch von Pferdehaltern eingesetzt.
Haltung und Führung dieser Hunde setzt allerdings sehr gute
Kenntnisse und viel Einsatz voraus. Anschaffung und Training muss
ausschließlich Fachleuten überlassen werden.“
Wenn ein Wolfsangriff auf ein Pferd/Pony stattgefunden hat, wie und
unter welchen Voraussetzungen kann der Pferdehalter dann Entschädigungen
bekommen?
„Ein Wolfsangriff oder -riss ist immer schnellstmöglich dem zuständigen
Wolfsbeauftragten des Gebietes, in dem der Übergriff stattgefunden
hat, zu melden. Dieser kann dann auch genau sagen, was zu tun
ist, um eine Dokumentation des Wolfsrisses korrekt zu sichern.
Eine Liste der Wolfsbeauftragten findet man auf den Internetseiten
des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft,
Küsten- und Naturschutz). Der Flyer „Herdenschutz vor Wolfsübergriffen“
des NLWKN gibt Auskunft zu den dringlichsten Fragen
rund um Wolfsübergriffe. Der Flyer kann über die Webseite des
NLWKN runtergeladen werden. Die Entschädigung erfolgt allerdings
erst, nachdem der Nachweis (durch DNA Beweis) des Wolfsrisses
bestätigt wurde. Dies kann erfahrungsgemäß relativ lange (bis zu vier
Wochen) dauern. Entschädigungen erfolgen nach Maßgabe der seit
2014 gültigen (und bereits einmal angepassten) „Richtlinie über die
Gewährung von Billigkeitsleistungen und Zuwendungen zur
Minderung oder Vermeidung von wirtschaftlichen Belastungen durch
den Wolf in Niedersachsen.“
Wie stehen die Verbände, die in der Pferdeland Niedersachsen GmbH
zusammen arbeiten, zur Ausbreitung der Wolfspopulation in Niedersachsen?
„Die Gesellschafterverbände der Pferdeland Niedersachsen GmbH
haben sich dem „Aktionsbündnis aktives Wolfsmanagement“ des
Landvolks Niedersachsen angeschlossen und unterstützen deren
Positionierung zum Umgang mit dem Wolf.
Dieses Bündnis fordert:
• Die sofortige Einführung eines echten Wolfsmanagements.
• Die Entbürokratisierung des Verfahrens über Ausgleichszahlungen
sowie der Schaffung eines Rechtsanspruches auf
Ausgleich ohne finanzielle Deckelung.
• Verbesserung der Förderbedingungen für Schutzmaßnahmen für
Weidetiere.
Diesem Bündnis sind noch 16 weitere Verbände und Interessenvertretungen
angeschlossen. Die Pferdeland Niedersachsen GmbH ist
außerdem im Arbeitskreis Wolf des Umweltministeriums vertreten
und setzt sich hier für eine sachgerechte Strategieentwicklung gemäß
der Brisanz und Dynamik der Wolfsentwicklung ein.“
Ist die Bejagung des Wolfsbestandes bzw. der Abschuss von sogenannten
Problemwölfen eine Option für die Verbände?
„Die Einführung eines echten Wolfsmanagements für unseren
landwirtschaftlich geprägten Kulturraum beinhaltet natürlich auch
eine Bestandsregulierung. Einer solchen Bestandsregulierung würden
Problemwölfe besonders unterliegen.“
An wen kann bzw. sollte sich ein Pferdehalter wenden, wenn es Probleme
mit Wölfen gibt?
„Es wäre gut, wenn jede Wolfssichtung gemeldet würde. Diese
Meldungen unterstützen die wissenschaftlichen Erhebungen des
Wolfsmonitoring zum Wildtiermanagement Niedersachsen. Meldungen
können unter https://www.wolfsmonitoring.com/meldung
online abgegeben werden. Alle Infos finden sich auf der Homepage
www.wolfsmonitoring.com.
Ebenso kann man sich an die entsprechenden Wolfsbeauftragten
seiner zugehörigen Region wenden. Des Themas angenommen
haben sich auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN), das
Aktionsbündnis Forum Natur (AFN) und das Aktionsbündnis aktives
Wolfsmanagement (Landvolk Niedersachsen).“

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