Stellungnahme zur ZDF Doku 37° – „Der mit dem Wolf lebt“

Pferdeland Niedersachsen GmbH

Am 15. Dezember strahlte das ZDF in seiner Reihe 37° die Dokumentation „Der mit dem Wolf lebt“ aus. Eine Dokumentation über den ehemaligen Anwalt und Wolfsaktivisten Christian Berge, der als Aussteiger mit seinen Wolfshunden im Wald lebt. Eine Dokumentation, die  eine sehr verzerrte und damit gefährliche Sicht auf freilebende Wölfe gibt. Die Pferdeland Niedersachsen GmbH, die Weidetierhalter Deutschland, das Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement und die Deutsche Reiterliche Vereinigung haben deshalb gemeinsam eine Stellungnahme zur Dokumentation an den Sender geschickt.

 

Stellungnahme zum Bericht 37° des ZDF am 15.12.2020

Sehr geehrte Redaktion Ihres Formates 37°,

folgende Stellungnahme möchten wir hiermit zu Ihrem Bericht abgeben:

Am 15.12.2020 um 22:15 Uhr strahlte das ZDF, als öffentlich rechtlicher Sender, einen Bericht über das Leben des ehemaligen und nicht unumstrittenen Anwalts und Aussteigers Christian Berge aus. Berge hat das bürgerliche Leben als Anwalt gegen ein Leben im Wald eingetauscht und lebt dort mit einem Rudel Wolfshunden zusammen. Sein vorderster Lebensinhalt scheint dabei der Schutz von freilebenden Wölfen zu sein.

Dieses befeuert er nahezu täglich über seinen Social-Media Kanal und diffamiert darin alle Weidetierhalter. Was der Bericht dazu leider nicht erläutert, ist die wirklich gefährliche und existenziell belastende Situation, die inzwischen durch die Wiederansiedelung des Wolfes in Niedersachsen für alle Weidetierhalter entstanden ist. Hieß es am Anfang noch, der Wolf wird sich als Beute nur kleinere Wildtiere suchen, so stehen inzwischen auch ausgewachsene Großpferde auf seinem Speiseplan.

Nach letzten Zählungen des Wolfsmonitoring Niedersachsen leben hier inzwischen 400 freilebende Wölfe. Pro Jahr wächst ihr Bestand um ca. 25 %. Allein in den Jahren 2019/2020 kamen 1085 Tiere durch den Wolf zu Tode. Die Zahl ist rückblickend von 2018 bis 2020 um 65% angewachsen. Dies ist eine besorgniserregende Entwicklung.

Auch die Maßnahmen, die die Weidetierhalter gezwungen sind, zum Schutz ihrer Tiere durchzuführen, sind eher keine Lösung. Die sogenannten „wolfsabweisenden“ Zäune sind teuer, in der Unterhaltspflege hoch aufwendig, teilweise auch aus baurechtlichen oder naturschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubt und außerdem für die Biodiversität der Natur nicht unumstritten. Ganz zu schweigen davon, dass der Wolf inzwischen regelmäßig die geforderten „wolfsabweisenden“ Umzäunungen überwindet. Die geschädigten Tierhalter können zwar vom Land sogenannte Präventivförderung für eine Erstausstattung (keine Folgekosten) beim Zaunbau oder Entschädigungszahlungen bei Wolfsrissen erhalten. Allerdings sind die Anträge dafür immens umfangreich, die Beweislast liegt einzig beim Geschädigten, was die Durchsetzung dieser Leistungen in vielen Fällen aussichtslos macht oder schlichtweg nicht annähernd die Höhe des Verlustes deckt.

Einige Weidetierhalter haben inzwischen die Weidetierhaltung aus finanziellen, aber auch emotional stark belastenden Gründen aufgegeben. Aber Weidetiere sind notwendig für die gesunde Erhaltung von Weideflächen. Besonders bedenklich ist diese Entwicklung in der Schafzucht. Ohne Schafe z. B. kein Deichschutz.

Alles dies sind große Probleme auf die wir immer wieder aufmerksam machen. Der allgemeinen Öffentlichkeit, die vielleicht nicht so landnah lebt, wie die Weidetierhalter, wird aber immer noch vorgegaukelt, dass der Wolf eine vom Aussterben bedrohte Art ist. Dies ist hier in Niedersachsen definitiv nicht mehr der Fall. Im Gegenteil, dadurch, dass er keine natürlichen Feinde hat, kann er sich frei entwickeln und fortpflanzen. Was die Zahlen im Wolfsmonitoring auch eindrucksvoll belegen.

Offensichtlich wird auch nicht gesehen, dass der Wolf ein gefährliches Raubtier ist, mit einem ausgeprägten Jagdverhalten. Ein Verhalten, das nicht nur zu seiner Ernährung, sondern auch der Ausbildung von Jungwölfen oder dem Spieltrieb der Tiere dient. Immer mehr Wölfe haben inzwischen auch keine Scheu mehr, sich Menschen, menschlichen Behausungen oder Stallungen zu nähern. Alles in allem eine hoch brisante Situation zu deren Bewältigung es dringend ein paar konkreter Regelungen bedarf.

Der Bericht des ZDF stellt den Umgang mit den Wölfen auf eine Art dar, bei der der nicht informierte Zuschauer, den Eindruck gewinnt, dass Wölfe Kuschelhunde sind, von denen keinerlei Gefahr ausgeht. (Natürlich wissen wir, dass die Tiere des Herrn Berge sogenannte Wolfshunde sind, es ist aber nicht davon auszugehen, dass der Unterschied jedem Zuschauer klar ist.)

Auf Nachfrage, warum man beim ZDF eine solche Dokumentation für richtig hält, wurde folgende Antwort gegeben: Sie haben Recht: Unser Protagonist Christian Berge ist sicherlich kein unumstrittener Mensch, sondern einer, der in seinem Bestreben sich für den Wolfschutz einzusetzen, auch mal über das Ziel hinausgeschossen ist. Ich bin davon in Kenntnis gesetzt, dass Berge wegen Beleidigungen verurteilt wurde. Jedoch ist das Selbstverständnis unserer Redaktion Kirche und Leben, die die 37° Sendungen verantwortet, dass wir auch auf Menschen zugehen, die nicht immer mit Norm und Gesetz in Einklang sind. In ihrer besonderen Lebensweise eröffnen sie uns jedoch Dimensionen und Anschauungen, die man sonst nicht erfahren würde. Der Schwerpunkt unseres Films, das werden Sie sehen, liegt auch nicht im Für und Wider von Wölfen in Deutschland. Sondern es geht darum zu verstehen, wie und warum sich ein Mensch im Laufe seines Lebens so wandelt und seine bisherige, eher konventionelle Lebensweise hinter sich lässt,…..“

Wir nehmen nicht zur Person Christian Berge in dieser Sache Stellung nehmen. Allerdings halten wir es in diesem Fall für sehr bedenklich, wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender eine solche Dokumentation nur im Hinblick auf die Lebensentwicklung des Herrn Berge ausrichtet und dabei völlig, die mit diesen neuen Lebenszielen zusammenhängende Problematik in Bezug auf Gefährlichkeit und Existenzbedrohung für andere aus den Augen lässt und, im Gegenteil, den Wolf als Kuscheltier darstellt. Hier hätten wir von einem Sender, wie dem ZDF etwas mehr Verantwortungsbewusstsein erwartet.

Gezeichnet

Pferdeland Niedersachsen GmbH, Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement im Landvolk Niedersachsen, Weidetierhalter Deutschland, Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN)

Hier der Link zur Doku des ZDF „Der mit dem Wolf lebt“

https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-der-mit-dem-wolf-lebt-100.html

Weitere Meldungen

Pferdeland Niedersachsen GmbH

Nachricht
Kontakt
Telefon

+49 (0) 172 662 90 14 (auch WhatsApp)

Adresse

Grasdorfer Str. 32,  28870 Grasdorf

Social Media