Stellungnahme NLWKN zu Pressemitteilung “Aus nächster Nähe”

Pferdeland Niedersachsen GmbH

Am 15. Februar 2023 veröffentlichte der NLWKN eine Pressemitteilung zu einem neuen Forschungsprojekt, das mit 7 Mill. Euro gefördert wird. Name des Projekts ist „LIFE Wild Wolf“. Geforscht werden soll zu “neuen Techniken und Abläufen für ein besseres Management von Begegnungs- und Annäherungssituationen”. Diesen Ansatz konnten wir so nicht nachvollziehen und haben deshalb am 15. Februar um Stellungnahme gebeten. Die Antwort erreichte uns am 27.Februar.

Pferdeland Niedersachsen GmbH – Bitte um Stellungnahme

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich wende mich heute als Vertreterin von ca. 150.000 Mitgliedern der Pferdesport- und -Zuchtverbände in Niedersachsen an Sie.

Die Pferdeland Niedersachsen GmbH ist eine ideell agierende GmbH, die sich im Auftrag ihrer Gesellschafterverbände

  • Hannoveraner Verband e.V.
  • Oldenburger Pferdezuchtverband e.V.
  • Pferdestammbuch Weser-Ems e.V.
  • Verband der Pony- und Kleinpferdezüchter Hannover e.V.
  • Pferdesportverband Hannover e.V.
  • Pferdesportverband Weser-Ems e.V.

konzertiert um übergeordnete Themen kümmert, die alle Verbände in gleicher Art beschäftigen.  Kernthemen der Arbeit sind z.B. Tierschutz, Haltungsfragen, Social License, Wirtschaftsfaktor Pferd, Pferdetourismus, Pferdesport und -Zucht und nicht zuletzt auch das Thema Wolf.

Besonders dieses Thema nimmt in den letzten Jahren den Hauptteil unserer Arbeit ein. Für uns Pferdehalter sind die Probleme, die die ungezügelte Vermehrung des Wolfes in Niedersachsen mit sich bringen, existenziell und der politische Umgang damit extrem belastend. Wir bemühen uns um fachliche Diskussionen, damit eine Basis für eine Zusammenarbeit zwischen den agierenden Parteien immer noch erhalten bleibt. Allerdings fühlen wir uns durch die Politik nicht mehr ernst genommen.  Wir sehen keine wirklichen Lösungsansätze in den uns bisher vorgestellten Möglichkeiten. Wir haben uns auf Herdenschutzmaßnahmen eingelassen, bringen Tiere, die eigentlich das ganze Jahr oder speziell im Sommer Tag und Nacht auf den Weiden sein sollten (wie es auch der Tierschutz immer wieder fordert) wieder rein in den Stall, wir werden finanziell immer mehr belastet, so dass schon viele Weidetierhalter aufgegeben haben, von den psychischen Belastungen einmal ganz abgesehen.

Zu hören bekommen wir auch immer, wie teuer, dieser, wie wir alle wissen, überhaupt nicht ausreichende Schutz unserer Tiere vor dem Wolf inzwischen den Steuerzahler kommt. Es ist wirklich nicht nachzuvollziehen, dass dann ausgerechnet ein Projekt, dem auch das Wolfsbüro des NLWKN angehört, besonders gefeiert wird und mit 7 Millionen Euro Gesamtbudget gefördert wird, um “neue Techniken und Abläufe für ein besseres Management von Begegnungs- und Annäherungssituationen” zu entwickeln. Für uns ist dieser Forschungsansatz nicht zu verstehen.

Wir fordern Sie hiermit höflich auf, uns dazu baldmöglichst eine Stellungnahme abzugeben. Unsere Mitglieder möchten gerne verstehen, welche Ziele mit einem solchen

Forschungsprojekt erreicht werden sollen und in wie fern diese Ziele die Situation für uns Weidetierhalter entschärfen können.

 

Mit freundlichen Grüßen

Alexandra Duesmann – Geschäftsführung

Pferdeland Niedersachsen GmbH

 

NLWKN – Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz

Stellungnahme zu Anfrage

Sehr geehrte Frau Duesmann,

vielen Dank für Ihre Mail. Wir wissen, dass die Rückkehr des Wolfes in viele Länder Europas insbesondere für die Pferdehalter*innen eine hohe Belastung darstellt. Uns ist sehr bewusst, dass diese Entwicklung in unserer dicht besiedelten Landschaft auch vielfältige neue gesellschaftliche Herausforderungen erzeugt. Im Dialogforum Weidetierhaltung und Wolf versuchen wir, im Dialog konkrete Hilfen und Taten insbesondere für die Weidetierhaltung zu erarbeiten.

Aus Sicht des Landes Niedersachsen ist es wichtig und richtig, diesen Herausforderungen neben vielen weiteren Schritten, die bereits unternommen wurden und gegenwärtig unternommen werden, auch mit einer zielgerichteten und international abgestimmten Forschung zu begegnen. Hierbei verweisen wir auch auf die zahlreichen EU Projekte, die sich explizit mit dem Herdenschutz – auch speziell dem Thema Pferd und Wolf – beschäftigt haben: Etwa LIFE EuroLargeCarnivores, LIFEstockprotect oder LIFE WolfAlps.

Die von Ihnen genannten EU-Forschungsmittel in Höhe von sieben Millionen Euro werden über einen Zeitraum von fünf Jahren für die Umsetzung von Vorhaben in insgesamt neun europäischen Ländern und für Projektbausteine von 18 internationalen Partnerinstitutionen verwendet. Das Projekt wird innerhalb der EU von den Projektpartnern kofinanziert – seitens des Landes Niedersachsen fließen keine zusätzlichen Mittel in das Projekt. Die Fördermittel für den Herdenschutz in Niedersachsen bleiben davon unberührt.

Es ist eine wesentliche Eigenschaft von Forschung, dass sie ihre Ergebnisse nicht vorwegnehmen kann. Den tatsächlichen Erkenntnismehrwert auch dieses Forschungsprojektes wird man erst nach Abschluss der fünfjährigen Projektphase beurteilen können. Eine Beteiligung an diesem gesamteuropäischen Forschungsvorhaben steht für Niedersachsen dennoch außer Frage: Wir sind überzeugt, dass Antworten auf die wichtigen und zurecht gestellten Fragen rund um die Rückkehr des Wolfes nach Europa am besten und effizientesten im Schulterschluss mit unseren europäischen Partnern zu finden sind. Denn auch andere Länder haben Probleme mit Wölfen und eine hervorragende Weidetierhaltung. Wie wir hier den Ausgleich besser schaffen wollen und von einander lernen, übrigens auch bei Fragen des Regionalen Bestandsmanagement und Entnahmen von Problemwölfen, ist Ziel dieses Projektes auch im Sinne der Pferdetierhaltung.

Mit freundlichen Grüßen

Carsten Lippe * Pressesprecher
Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
NLWKN -Direktion * Am Sportplatz 23 * 26506 Norden

Die Pressemitteilung kann hier eingesehen werden.

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