Die Vertreter der Parteien und die beiden Referentinnen der Landwirtschaftskammer v.l.n.r. Olaf Lies, Christian Meyer, Elke Steinbach, Jörn Ehlers, Jennifer Kraushaar, Marco Mohrmann, Hermann Gruppe.
26.09.2022
Info- und Diskussionsveranstaltung in Visselhövede –
Olaf Lies (SPD) - Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Dr. Marco Mohrmann (CDU) – Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Christian Meyer (Bündis 90/ Die Grünen) – Spitzenkandidat und stellv. Vorsitzender der Landtagsfraktion und Hermann Gruppe (FDP) – Vorsitzender des Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz diskutierten auf der bestens besuchten Veranstaltung mit den Teilnehmern die Einstellung ihrer Parteien zur Wolfspolitik in Niedersachsen.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Jörn Ehlers, dem Vizepräsidenten des Landvolks Niedersachsen. Das Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement im Landvolk Niedersachsen hatte am 26. September die vier Vertreter der großen Parteien im Niedersächsischen Landtag zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung eingeladen.
Es wurde wieder einmal deutlich, vor welche Probleme die konstant zunehmende Besiedelung durch den Wolf die niedersächsischen Weidetierhalter stellt. Im Vorfeld zur Diskussion stellte Elke Steinbach (Koordinatorin Herdenschutz in der LWK Niedersachsen) ihre Arbeit in der Landwirtschaftskammer vor. Aufgezeigt wurde der Herdenschutz, der verlangt wird, aber auch die damit einhergehenden Probleme für die Tierhalter. Außerdem berichtete Jennifer Kraushaar, Tierärztin und zuständig für die Betreuung und Koordination von Rissbegutachtungen bei der LWK, wie sich das Vorkommen von Wolfsrissen und Meldungen in den letzten Jahren in Niedersachsen entwickelt hat.
Die Zahlen aus dem Wolfsmonitoring, die hoch gerechnet für 2022, das Rissgeschehen in Niedersachsen belegen, zeigen den stetigen Anstieg der Wolfszahlen. Die Teilnehmer wollten deshalb natürlich wissen, wie die Parteivertreter mit diesem zukünftigen Szenario umgehen wollen. Einig waren sich CDU, FDP und SPD in der Aussage, dass der Wolf in Niedersachsen nicht vom Aussterben bedroht ist und es deshalb unbedingt belastbare Lösungen für den Umgang mit dem Wolf geben muss. Olaf Lies zieht die Grenze bei 500 Wölfen, die Niedersachsen verkraften könnte. Er vertritt die Meinung, dass es aber jetzt bereits notwendig ist, den Bestand zu regulieren, um vorausschauend zu agieren. Ähnlich sehen das FDP und CDU, die Grünen lehnen die Definition einer Ober- bzw. Untergrenze ab.
Ein großes Problem sahen die Teilnehmer auch in der Höhe der zurzeit gültigen Billigkeitsleistungen. Inzwischen haben die Wölfe das Land enorme Summen gekostet. Trotzdem sind die Fördermittel für den wolfsabweisenden Zaunbau, sowie die Erstattungsleistung bei getöteten Tieren nicht ausreichend. Gerade bei den Herdenschutzmaßnahmen finden die laufenden bzw. Folgekosten überhaupt keine Berücksichtigung, obwohl gerade diese einen großen Kostenfaktor ausmachen.
Alle Parteien wünschen sich für die Zukunft mehr Sachlickeit in der Diskussion zum Thema Wolf. Die Veranstaltung in Visselhövede konnte diesem Wunsch bereits entsprechen und zeigte, dass sich Sachlichkeit und Emotionen nicht zwangsläufig ausschließen müssen.
„Europa der Wölfe oder Europa der Weidetiere?“
Freitag, 30.09.2022, 19.00 Uhr in Eimke
am Schafstall der Glockenbergsschäferei (am Ende der Straße „Rahfeld“)
mit den Direktkandidaten der Landtagswahl des Wahlkreises Uelzen
Dierk Pellnath, Freie Wähler
Jörg Hillmer, CDU
Dr. Christian Teppe, FDP
Christian Dörhöfer, AFD
Andreas Dobslaw, Einzelbewerber
Jan Henner Putzier, SPD
außerdem auf der Bühne:
Matthias Müller, ehemaliger Schafhalter
Torsten Riggert, Vorsitzender des BVNON und Kreislandwirt
Die Redner werden den Besuchern ihren Standpunkt zu der bestehenden Problematik erläutern. Im Anschluss wird für alle Besucher die Möglichkeit bestehen, Fragen an die Kandidaten zu stellen.
Für das leibliche Wohl ist gesorgt.
Weidetiere oder Wölfe?
Niedersachsen ist Wolfsland. Der Wolfsbestand wächst weiter ungehindert an. Die Probleme, die sich durch die Wiederansiedlung des Wolfes ergeben, belasten die Weidetierhalter erheblich. Deshalb veranstalten wir am 30.09.2022 ab 19:00 Uhr in Eimke bei Uelzen, Rahfeld ein Mahnfeuer.
Bereits jetzt haben viele Schafshalter, aber auch andere Weidetierhalter aufgegeben. Die Auflagen zum Schutz der Tiere vor dem Wolf sind einfach zu hoch, um dann am Ende doch den Wolfsübergriffen ausgeliefert zu sein. Die Belastungen sind sowohl psychisch, physisch und finanziell auf Dauer nicht zu tragen. Unsere Weidetierhalter geraten zunehmend unter schweren Druck.
Das Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement, dem viele weidetierhaltende und betroffene Verbände und Vereine angehören, weist immer wieder auf diese unzumutbaren Umstände hin und ist bemüht im Dialog mit der Politik belastbare Lösungen zu finden. Für den 30. September wird deshalb europaweit zur Veranstaltung von Mahn- und Solidaritätsfeuern aufgerufen. Die Veranstaltungen stehen unter dem Motto „Europa der Wölfe oder Europa der Weidetierhalter? Hat die Weidetierhaltung noch ein Zuhause in Europa?“
Die Pferdeland Niedersachsen GmbH hat sich mit den Weidetierhaltern Deutschlands, der Bürgerinitiative Weidetier Mensch Wolf Nord-Ost Heide und dem Landesschafzuchtverband Niedersachsen zusammengetan und veranstaltet am 30. September ab 19:00 Uhr ein Mahnfeuer in Eimke bei Uelzen, Rahfeld. Der Landkreis Uelzen ist mit einer der am stärksten von den Problemen durch die Wiederansiedelung und den extremen Zuwachs der Wölfe betroffenen Landkreise in Niedersachsen.
Eingeladen sind die Landtagskandidaten der Parteien aus dem Landkreis Uelzen, um ihre Position zum Thema Wolf darzustellen. Bereits zugesagt haben Jörg Hillmer (CDU), Christian Teppe (FDP), Jan-Henner Putzier (SPD), Dierk Pellnath (Freie Wähler), Andreas Dobslaw (Parteilos) und Christian Dörhöfer (AFD). Die Veranstaltung ist öffentlich, Teilnehmer sind willkommen.
09.09.2022
PI 110/2022 - Nieders. Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz
Am heutigen morgen erhielt das Umweltministerium die Nachricht über Sichtungen eines Wolfs in der Nordstadt von Hannover. Mehrere Personen berichteten über Sichtungen eines vermeintlichen Wolfs in der Nähe der Schulenburger Landstraße.
Bewegungsprofil
Die Strecke des Wolfs ergibt sich aus beiliegendem Bewegungsprofil. Über eine Videoaufnahme konnte ein Wolfsrüde bestätigt werden. Die Sichtungen wurden zunächst der Polizei gemeldet, die sich wiederum mit dem Wolfsbüro des Landes in Verbindung setzte. Ein Wolfsberater war mit der aktiven Suche nach weiteren Spuren beschäftigt.
Seit dem Morgen gibt es keine weiteren Meldungen, so dass der Wolf wahrscheinlich die Stadt wieder verlassen haben wird.
„Das Vorkommen eines Wolfs in dicht besiedelten Bereichen, wie der Innenstadt von Hannover, zeigt, dass wir mit zunehmendem Wolfsbestand auch in dicht bebauten Bereichen mit Wölfen rechnen müssen. Bei einem „üblichen“ Lehrbuchverhalten meidet der Wolf den Menschen. Junge Wölfe, die ihr Rudel verlassen und den Menschen nicht als Gefahr erfahren, können jedoch keine Scheu vor dem Menschen lernen. Da kann dann die Neugier über ein eventuelles Nahrungsangebot in der Eilenriede, der Leinemasch oder anderer Grünflächen auch überwiegen“, so der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies.
In Niedersachsen leben derzeit 39 Wolfsrudel und vier residente Einzelwölfe, was etwa 350 Wölfen entspricht. Die Jährlinge verlassen in der Regel ihr Rudel und suchen sich eigene Territorien. Dabei ist es in unserer Kulturlandschaft normal, dass sie auch durch bebaute Bereiche streifen. In den ländlichen Bereichen kommen Meldungen über Wölfe in Dörfern daher regelmäßig vor. Dass ein Wolf so tief in belebte Bereiche einer Stadt eindringt, ist jedoch neu in Niedersachsen. Menschen wurden bei diesen Ausflügen bisher nicht verletzt.
Das BFN prognostiziert eine Zunahme des Wolfsbestandes auf etwa 1200 Wölfe in Niedersachsen, was wir bei anhaltenem strengen Schutz des Wolfs etwa 2030 erreichen werden. Damit werden auch Wölfe in Städten wahrscheinlicher. Wenn man nicht weiter darauf vertrauen möchte, dass Nahbegegnungen mit Wölfen schon gut gehen, muss der Wolf die Scheu vor dem Menschen wieder lernen. Auch dafür haben wir den Wolf in das Jagdrecht gebracht, damit er wie andere Wildarten bejagt werden kann.
Rechtlich ist ein Abschuss von Wölfen jedoch durch das Bundesnaturschutzgesetzt extrem eingeschränkt. Dass muss in Zukunft anders werden und wir brauchen zügig die im Koalitionsvertrag des Bundes vorgesehenen regionalen Lösungsmöglichkeiten.
Bewegungsprofil hier ansehen